Gemächlich begann das Auswärtsspiel-Wochenende für die 2. Mannschaft des SV SCHOTT Jena. Beim Tabellenletzten vom TTC Höchst/Nidder agierten die Saalestädter von Beginn an hochkonzentriert um sofort einen guten Lauf inne zu haben. Beim 9:1 brannte nicht viel an. Chris Albrecht/Rostislav Niezgoda konnten Christian Löffler/Bernd Stibbe nach kleinen Startschwierigkeiten ihren Stempel aufdrücken. Leider gelang dies Carlos Lang/Thilo Merrbach gegen Thomas Schmidt/Sascha Jäger nicht ganz, weshalb man im Entscheidungssatz über ein 8:11 quittieren musste. Dass Philip Schädlich/Kevin Meierhof ein richtig gutes Dreier-Doppel bilden, stellten sie mit einem deutlichen 3:0 über Karl-Heinz Sommer/Reinhold Kessel erneut unter Beweis.
In den Einzeln hatte Lang mit Löffler viel zu hadern. Löffler spielte stark auf, Lang war taktisch zu inkonsequent. Nach einigen abgewehrten und eigenen vergebenen Matchbällen, konnte Lang sich mit 17:15 im Entscheidungssatz noch auf die Siegerstraße retten. Schädlich beherrschte Schmidt nach verlorenem ersten Satz sicher, während Albrecht gegen Jäger in einem puren Aufschlag-Rückschlagspiel stets die passenden Antworten hatte (3:0). Merrbach spielte gegen Sommer sehr clever (3:0), ebenso wie Niezgoda gegen Stibbe (3:1). Spielerisch sehenswert war auch der 3:0-Sieg von Meierhof über Kessel. Im dritten Satz drehte Meierhof unbeirrt einen 1:7-Satzrückstand in ein 11:9.
Nun war es schwer gegen 22:30 Uhr noch eine Lokalität zu finden, in der man speisen konnte. Aber Schmidt und Löffler aus der sympathischen TTC-Truppe begleiteten die Jenaer zu einem echten Geheimtip – dem „alten Leb". Dieser bewirtete das Team fürstlich mit erstklassigem Schnitzel oder Hackbraten. Zur Verdauung gab es den einheimischen „Vogelsberg-Geist", ein Tropfen, welcher vorab völlig zurecht als „Empfehlung der Region" gepriesen wurde. Schließlich verlieh er "Rossi" Niezgoda tollkühne Kräfte für einen Sprung durch die Seitentür des anfahrenden Mannschaftsbusses. Fortan wird Rossi intern als der "tschechische Bruce" (Willis) betitelt.
Dass der Geist vom Vogelsberg die Truppe um Kapitän Chris Albrecht beflügelte, sollte sich am Sonntag bei der TG Langenselbold noch unter Beweis stellen. Das einzigartige Flair aus erstklassiger Halle, zahlreichem Publikum und tollem Entertainment sorgte für Vorfreude. In den Doppeln fanden Albrecht/Niezgoda gegen Slobodan Grujic/Marcel Herbert nicht so recht ins Spiel und erwischten einen Kaltstart (0:3). Zum Glück konnte diesmal das sonst so spielschwache Opfer-Doppel Lang/Merrbach gegen Andreas Schreitz/Marc Rindert gehörig zulegen. Mit Kampf zu Beginn und spielerischer Finesse zum Abschluss, stellte man per 3:2-Sieg den Ausgleich her. Am Nachbartisch gingen Schädlich/Meierhof gegen Holger Sattler/Matthias Leißner erneut radikal effektiv zu Werke (3:0). Im ersten Einzel standen die Aktien für Lang nicht rosig, schließlich hatte er gegen Schreitz zuvor immer deutlich verloren. Doch Lang stellte diesmal die Taktik um und zwang Schreitz zu Fehlern (3:1). Die Sieges-Faust zu den Teamkollegen sollte nicht die letzte in den SCHOTT-Reihen sein. Schädlich konnte gegen Ligaprimus und ehemaligen Champions-Leaque-Sieger Grujic trotz guter Bälle wenig ausrichten.
Soweit so gut, doch nun folgte ein abenteuerliches Kapitel in dieser Begegnung. Nach Spielaufruf gegen Marc Rindert musste Albrecht nochmal dringend auf Toilette. Rindert bemerkte dies und wies den Oberschiedsrichter sofort an die Zeit zu stoppen, da laut Regelwerk ein Spieler ohne weitere Aufrufe nach zwei Minuten in der Box zu erscheinen hat. Dies schaffte Albrecht leider erst in 2,5 Minuten, weshalb Rindert einforderte, das Spiel 3:0 gewertet zu bekommen. Kapitän Matthias Leißner verstärkte den Druck auf den Oberschiedsrichter, dem leider die Hände gebunden waren, obwohl dieser von der Forderung Rinderts sichtlich perplex war. Sicher kann man sowas nach Regelwerk völlig legitim fordern, doch war diese Aktion wohl erstmalig in der Oberliga zu bestaunen. Zudem gilt sie per „ungeschriebenem" Gesetz seit diesem Sonntag definitiv als sportliche Unsitte, für die sich andere fremdschämen müssen, da Rindert sowohl den Unmut seiner Teamkameraden sowie 90% der einheimischen Zuschauer auf sich zog. Selbst der sympathische Hallensprecher verweigerte anschließend seine Durchsagen und entschuldigte sich mehrmals peinlich berührt beim Gast. Rindert kommunizierte diese Wahl seiner „sportlichen" Spielgestaltung darin, dass ihm im Hinspiel in Jena Aufschläge abgezogen wurden. Der SV SCHOTT entschuldigt sich deshalb hiermit bei Marc Rindert, ihn mit Nahrung für nachtragendes Verhalten in Versuchung gebracht zu haben.
Das 0:3 gegen Albrecht stand jedoch fest, ebenso wie die SCHOTT-Jungs nun endgültig unter Strom. Merrbach zeigte gegen Herbert wohl die persönlich beste Spielübersicht der Rückrunde (3:0), während „Rossi" Niezgoda seine gelegentliche Lähmung gegen junge Nachwuchsspieler abzuschütteln wusste und Drolsbach auf Kurs hielt (3:1). Meierhof begann gegen Routinier Leißner enorm stark, scheiterte aber beim 1:3 an Leißners Abgebrühtheit. In der zweiten Einzelrunde hatte Lang trotz einiger kräftiger VH-Endschläge gegen Grujic wenig zu bestellen. „Machst Du gegen solch ein Format an Spieler ein bis zwei Fehler pro Satz, steht es eben schnell 0:3, obwohl alles so schön war", scherzt Lang nicht unzufrieden. Schädlich führte gegen Schreitz mit 2:1 in den Sätzen, traute sich dann allerdings selber nicht mehr so recht, als Schreitz immer stärker auftrumpfte (2:3). Anschließend spielte Kapitän Albrecht gegen Herbert zunehmend souveräner und sicherte den psychisch wichtigen Gleichstand (3:1). Merrbach und Niezgoda mussten zeitgleich gegen zwei schwere Brocken ran. Der unbequeme Materialspieler Rindert musste nun doch noch ein Einzel bestreiten, da Merrbach innerhalb von zwei Minuten in der Spielbox anwesend war. Merrbach, der selbst Material auf Rückhand spielt, lieferte sich mit Rindert sportlich eine haarige Partie, mit dem besseren Ende für sich (3:2). Dabei wurde Merrbach sogar von einheimischen Anhängern beklatscht, welche somit Rindert ihren Unmut kundgaben.
„Rossi" sorgte am Nachbartisch für einen wahren Blockbuster - spektakuläre Ballwechsel und dramatische Spielverläufe paarten sich mit der Brisanz des Matches ansich. Im vierten Satz wehrte Niezgoda drei Matchbälle ab und brachte sich zurück ins Spiel. Im finalen Durchgang führte Rossi mit 4:1, lag schnell 4:6 hinten und kippte den Satz mit aggressiven Schlägen zum 11:8. Die SCHOTT-Ecke stand Kopf! Nun galt es für Meierhof gegen Drolsbach den Sack zuzubinden. Obwohl Albrecht/Niezgoda gegen Schreitz/Rindert bereits mit 2:0 führten, ließ es sich Meierhof nicht nehmen, diesen einmaligen Krimi spielstark und frech mit einem 3:0 zu beenden. Entsprechend ausgelassen erfolgte die Siegerdusche.
Leider hat es Marc Rindert versäumt, dem gegnerischen Team nach Spielende die Hand zu reichen, wie es überall üblich ist. Jedoch ist dies ebenfalls ein ungeschriebenes Gesetz und somit für manch einen nicht relevant. Ungeachtet dessen, bedankt sich der SV SCHOTT bei dem verständnisvollen Umfeld in Langenselbold (Spieler, Zuschauer, Bewirtung) und behält diese definitiv in freundschaftlicher Erinnerung.